Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  67 / 76 Next Page
Basic version Information
Show Menu
Previous Page 67 / 76 Next Page
Page Background

GESUNDHEITSMAGAZIN

67

NATURKOSMETIK

Prävention

len eine wirksame Maske gegen Akne

ergeben. „Unreine und fettige Haut freut sich

über die Hefe, der Honig desinfiziert und

wirkt entzündungshemmend, der Schwarz-

tee zusammenziehend und der Topfen strafft

und versorgt die Haut mit Feuchtigkeit“,

schreibt Iris Therese Lins in ihrem Buch

„Vom Garten auf die Haut“. Bei unreiner

Haut hilft laut Lins aber auch Petersilie, To-

maten können das überschüssige Fett auf

unserer Haut entfernen und Kaffee-Öl emp-

fiehlt die Autorin und gelernte Kranken-

schwester gegen müde Augen. Äpfel – sie

enthalten an die 300 Biosubstanzen – kön-

nen zur erfrischend-straffenden Gesichts-

maske verarbeitet werden. Himbeeren gehö-

ren laut Lins ob ihres PH-Wertes zu den

sauren Hautpflegemitteln, die sich ideal zur

Reinigung eignen und straffend wirken sol-

len (fünf Himbeeren, zwei Teelöffel feines

Mehl und ein halber Teelöffel Sauerrahm er-

geben ein sanftes Peeling).

Auch Kohl ist nicht nur zum Essen da. Laut

Lins regt er – auf die Haut aufgelegt – die

Flüssigkeitsabsonderung an und kann so

Giftstoffe ableiten. Einer der Pflegefavoriten

ist für Lins das Mehl. „Seine wertvollen In-

haltsstoffe, wie B-Vitamine und Spurenele-

mente, tun auch der Haut gut. Bei regelmä-

ßiger Anwendung hilft Mehl der Haut, sich

zu regenerieren und zu entgiften, sie sieht

frisch und strahlend aus.“ Mehlbäder oder

Masken mit Hafer(-flocken) seien hier ge-

nannt. Hafer enthält übrigens entzündungs-

hemmende Stoffe sowie Biotin, das das Ge-

webe kräftigen soll.

Nicht uninteressant ist auch Natron, dem so-

gar ein eigenes Büchlein gewidmet ist. In „Al-

leskönner Natron“ gibt es zahlreiche Rezep-

te, unter anderem für Haut und Haar – auch

für Männer. Mit Natron lässt sich ein natür-

licher Rasierschaum herstellen, der einen

Hautausschlag nach dem Rasieren verhin-

dern soll.

Wer seinemHaar Gutes tun will, könnte ihm

mit einer Essig-Spülung (ein Esslöffel Apfel-

essig auf ein Liter Wasser) neuen Glanz ver-

leihen und strohigen Haaren mit Packungen

aus Eigelb, Bier, Zitrone und Honig den

Kampf ansagen. „Zu Honig gibt es auch etli-

che wissenschaftliche Studien, er wird wegen

seiner entzündungshemmenden und keim-

tötenden Wirkung auch in der modernen

Medizin eingesetzt“, vermerkt Daisy Kopera,

Professorin an der Grazer Universitätsklinik

für Dermatologie und Venerologie. Und es

stimme schon, dass eine Olivenöl-Packung

am Kopf die Schuppen löse und Bier einen

haarfestigenden Effekt habe. „Bei all diesen

Rezepten ist sicher ein Fünkchen Wahrheit

dabei – zu viel darf man sich nicht davon ver-

sprechen“, dämpft die Expertin überzogene

Erwartungen.

Die Zitrone, verspricht Autorin Annette

Kerckhoff in ihrem Buch „Die Küchen-Apo-

theke“, könne Fingernägel fest und raue Ell-

bogen weich machen. Das geht ganz einfach:

Fingernägel in ausgepresste Zitronenhälften

stecken und eine Zeit lang hin- und herbewe-

gen beziehungsweise die ausgepresste Zitro-

nenhälfte über den Ellbogen stülpen und

leicht reiben.

FRUCHTSÄURE FÜR BESSERE HAUT.

Ei-

niges verspricht sich die in Wien praktizie-

rende Ärztin Petra Zizenbacher von einer

Gesichtsmaske aus zerquetschten Kornelkir-

schen, Pfirsichen oder Weintrauben. „Ihre

Fruchtsäure hat einige positive Wirkungen

auf die Haut, unter anderem beruhigend und

entzündungshemmend. Außerdem wird das

Hautbild verbessert.“ Ein paar Tipps aus

ihrer Praxis: Ein Vollbad mit Essig (1/8 Liter

in die Wanne) mache die Haut samtig weich

und Gurkenschale auf Gesicht und Dekolleté

aufgelegt, habe bei regelmäßiger Anwendung

einen glättenden Effekt. Freilich, Grundla-

genforschung und wissenschaftliche Erklä-

rungen gäbe es dazu sehr wenig. „Es ist zum

Teil jahrhundertealte Erfahrungsheilkunde.

Und es stellt sich immer wieder heraus, dass

sie recht hat“, meint Zizenbacher.

Schaden kann es sicher nicht, wenn man sich

pürierte Avocado (soll die Haut stärken und

die Bildung von neuen Zellen anregen) ins

Gesicht schmiert. In die Werbemaschinerie

kommen solche Ratschläge freilich nicht vor,

denn mit Gurkenmasken und Erdbeer-Pee-

ling hat noch kein Industriezweig eine golde-

ne Nase verdient.

Es sind die sekundä-

ren Pflanzeninhalts-

stoffe, die Essbares

zur Naturkosmetik

machen.

KARIN BUCHART

schlägige Rezepte vor und rät unter anderem,

das Kochwasser nach dem Erdäpfelkochen

nicht wegzuschütten, sondern die Hände ei-

nige Minuten darin zu baden. „Das macht sie

zart und weich. Auch weil das Wasser beson-

ders reich an Kalium ist, das wurde aus den

Kartoffeln herausgekocht.“ Zu ihren Lieblin-

gen für äußerliche Anwendung von Genieß-

barem gehören fermentierte Lebensmittel

wie Joghurt oder Topfen. Eine Topfenauflage,

schreibt die Ernährungswissenschaftlerin,

leitet Hitze ab, denn der Topfenbestandteil

Casein hat eine nachgewiesen kühlendeWir-

kung, die länger anhält als etwa die einer Eis-

auflage. Die Milchsäure wiederum öffnet die

Poren, dringt in die Haut ein und erzeugt

einen Reiz, der die Durchblutung fördert. Es

wird außerdem ein Prozess in Gang gesetzt,

der Entzündungsstoffe aus dem Körper ab-

leitet kann.

FACHLEUTE SIND GESPALTEN.

Der pen-

sionierte Pharmakologe Peter Dittrich, frü-

her Professor an der Universität Graz, hält

wenig davon. „Den Rat, Topfen auf mein

schmerzendes Knie zu legen, habe ich auch

schon öfters bekommen. Viele sind felsenfest

überzeugt davon, das und Ähnliches könne

helfen. Das ist eine ewige Diskussion. Ich

habe keinen Topfen aufgelegt, einfach weil

ich ein Vertreter einer evidenzbasierten Me-

dizin bin.“ Gerald Rehor, Facharzt für Der-

matologie und Venerologie in Vorarlberg,

wiederum hält Topfen durchaus als geeigne-

tes Mittel gegen Rötungen und Schwellun-

gen. „Außerdem hat er eine angenehm küh-

lende Wirkung.“ Empfehlen könne er auch

Schwarztee-Umschläge gegen Ekzeme, Rö-

tungen und entzündete, juckende Haut.

„Sehr viel unparfümierten Schwarztee mit

kochendemWasser übergießen, 30Minuten

ziehen und abkühlen lassen, ein sauberes

Tuch eintauchen und tropfnass auflegen,

etwa dreimal wöchentlich. Solche Umschlä-

ge würde ichmir selber und auch Kindern bei

Bedarf machen.“

Bei Ekzemen oder Pickeln hilft auch Majo-

ran, rät Klaus Oberbeil in „Kräuter und Ge-

würze als Medizin“. Seine Inhaltsstoffe wie

Flavonoide, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Glyco-

side und Ascorbinsäure machen das Gewürz

so wertvoll, eine Majoran-Salbe sei nicht

nur bei Hautproblemen wirksam, sondern

auch bei Rheuma, Muskel- und Gelenksbe-

schwerden oder Verstauchungen. Schwarz-

tee, Hefe, Honig und Topfen wiederum sol-