GESUNDHEITSMAGAZIN
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NATURKOSMETIK
Prävention
len eine wirksame Maske gegen Akne
ergeben. „Unreine und fettige Haut freut sich
über die Hefe, der Honig desinfiziert und
wirkt entzündungshemmend, der Schwarz-
tee zusammenziehend und der Topfen strafft
und versorgt die Haut mit Feuchtigkeit“,
schreibt Iris Therese Lins in ihrem Buch
„Vom Garten auf die Haut“. Bei unreiner
Haut hilft laut Lins aber auch Petersilie, To-
maten können das überschüssige Fett auf
unserer Haut entfernen und Kaffee-Öl emp-
fiehlt die Autorin und gelernte Kranken-
schwester gegen müde Augen. Äpfel – sie
enthalten an die 300 Biosubstanzen – kön-
nen zur erfrischend-straffenden Gesichts-
maske verarbeitet werden. Himbeeren gehö-
ren laut Lins ob ihres PH-Wertes zu den
sauren Hautpflegemitteln, die sich ideal zur
Reinigung eignen und straffend wirken sol-
len (fünf Himbeeren, zwei Teelöffel feines
Mehl und ein halber Teelöffel Sauerrahm er-
geben ein sanftes Peeling).
Auch Kohl ist nicht nur zum Essen da. Laut
Lins regt er – auf die Haut aufgelegt – die
Flüssigkeitsabsonderung an und kann so
Giftstoffe ableiten. Einer der Pflegefavoriten
ist für Lins das Mehl. „Seine wertvollen In-
haltsstoffe, wie B-Vitamine und Spurenele-
mente, tun auch der Haut gut. Bei regelmä-
ßiger Anwendung hilft Mehl der Haut, sich
zu regenerieren und zu entgiften, sie sieht
frisch und strahlend aus.“ Mehlbäder oder
Masken mit Hafer(-flocken) seien hier ge-
nannt. Hafer enthält übrigens entzündungs-
hemmende Stoffe sowie Biotin, das das Ge-
webe kräftigen soll.
Nicht uninteressant ist auch Natron, dem so-
gar ein eigenes Büchlein gewidmet ist. In „Al-
leskönner Natron“ gibt es zahlreiche Rezep-
te, unter anderem für Haut und Haar – auch
für Männer. Mit Natron lässt sich ein natür-
licher Rasierschaum herstellen, der einen
Hautausschlag nach dem Rasieren verhin-
dern soll.
Wer seinemHaar Gutes tun will, könnte ihm
mit einer Essig-Spülung (ein Esslöffel Apfel-
essig auf ein Liter Wasser) neuen Glanz ver-
leihen und strohigen Haaren mit Packungen
aus Eigelb, Bier, Zitrone und Honig den
Kampf ansagen. „Zu Honig gibt es auch etli-
che wissenschaftliche Studien, er wird wegen
seiner entzündungshemmenden und keim-
tötenden Wirkung auch in der modernen
Medizin eingesetzt“, vermerkt Daisy Kopera,
Professorin an der Grazer Universitätsklinik
für Dermatologie und Venerologie. Und es
stimme schon, dass eine Olivenöl-Packung
am Kopf die Schuppen löse und Bier einen
haarfestigenden Effekt habe. „Bei all diesen
Rezepten ist sicher ein Fünkchen Wahrheit
dabei – zu viel darf man sich nicht davon ver-
sprechen“, dämpft die Expertin überzogene
Erwartungen.
Die Zitrone, verspricht Autorin Annette
Kerckhoff in ihrem Buch „Die Küchen-Apo-
theke“, könne Fingernägel fest und raue Ell-
bogen weich machen. Das geht ganz einfach:
Fingernägel in ausgepresste Zitronenhälften
stecken und eine Zeit lang hin- und herbewe-
gen beziehungsweise die ausgepresste Zitro-
nenhälfte über den Ellbogen stülpen und
leicht reiben.
FRUCHTSÄURE FÜR BESSERE HAUT.
Ei-
niges verspricht sich die in Wien praktizie-
rende Ärztin Petra Zizenbacher von einer
Gesichtsmaske aus zerquetschten Kornelkir-
schen, Pfirsichen oder Weintrauben. „Ihre
Fruchtsäure hat einige positive Wirkungen
auf die Haut, unter anderem beruhigend und
entzündungshemmend. Außerdem wird das
Hautbild verbessert.“ Ein paar Tipps aus
ihrer Praxis: Ein Vollbad mit Essig (1/8 Liter
in die Wanne) mache die Haut samtig weich
und Gurkenschale auf Gesicht und Dekolleté
aufgelegt, habe bei regelmäßiger Anwendung
einen glättenden Effekt. Freilich, Grundla-
genforschung und wissenschaftliche Erklä-
rungen gäbe es dazu sehr wenig. „Es ist zum
Teil jahrhundertealte Erfahrungsheilkunde.
Und es stellt sich immer wieder heraus, dass
sie recht hat“, meint Zizenbacher.
Schaden kann es sicher nicht, wenn man sich
pürierte Avocado (soll die Haut stärken und
die Bildung von neuen Zellen anregen) ins
Gesicht schmiert. In die Werbemaschinerie
kommen solche Ratschläge freilich nicht vor,
denn mit Gurkenmasken und Erdbeer-Pee-
ling hat noch kein Industriezweig eine golde-
ne Nase verdient.
Es sind die sekundä-
ren Pflanzeninhalts-
stoffe, die Essbares
zur Naturkosmetik
machen.
KARIN BUCHART
schlägige Rezepte vor und rät unter anderem,
das Kochwasser nach dem Erdäpfelkochen
nicht wegzuschütten, sondern die Hände ei-
nige Minuten darin zu baden. „Das macht sie
zart und weich. Auch weil das Wasser beson-
ders reich an Kalium ist, das wurde aus den
Kartoffeln herausgekocht.“ Zu ihren Lieblin-
gen für äußerliche Anwendung von Genieß-
barem gehören fermentierte Lebensmittel
wie Joghurt oder Topfen. Eine Topfenauflage,
schreibt die Ernährungswissenschaftlerin,
leitet Hitze ab, denn der Topfenbestandteil
Casein hat eine nachgewiesen kühlendeWir-
kung, die länger anhält als etwa die einer Eis-
auflage. Die Milchsäure wiederum öffnet die
Poren, dringt in die Haut ein und erzeugt
einen Reiz, der die Durchblutung fördert. Es
wird außerdem ein Prozess in Gang gesetzt,
der Entzündungsstoffe aus dem Körper ab-
leitet kann.
FACHLEUTE SIND GESPALTEN.
Der pen-
sionierte Pharmakologe Peter Dittrich, frü-
her Professor an der Universität Graz, hält
wenig davon. „Den Rat, Topfen auf mein
schmerzendes Knie zu legen, habe ich auch
schon öfters bekommen. Viele sind felsenfest
überzeugt davon, das und Ähnliches könne
helfen. Das ist eine ewige Diskussion. Ich
habe keinen Topfen aufgelegt, einfach weil
ich ein Vertreter einer evidenzbasierten Me-
dizin bin.“ Gerald Rehor, Facharzt für Der-
matologie und Venerologie in Vorarlberg,
wiederum hält Topfen durchaus als geeigne-
tes Mittel gegen Rötungen und Schwellun-
gen. „Außerdem hat er eine angenehm küh-
lende Wirkung.“ Empfehlen könne er auch
Schwarztee-Umschläge gegen Ekzeme, Rö-
tungen und entzündete, juckende Haut.
„Sehr viel unparfümierten Schwarztee mit
kochendemWasser übergießen, 30Minuten
ziehen und abkühlen lassen, ein sauberes
Tuch eintauchen und tropfnass auflegen,
etwa dreimal wöchentlich. Solche Umschlä-
ge würde ichmir selber und auch Kindern bei
Bedarf machen.“
Bei Ekzemen oder Pickeln hilft auch Majo-
ran, rät Klaus Oberbeil in „Kräuter und Ge-
würze als Medizin“. Seine Inhaltsstoffe wie
Flavonoide, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Glyco-
side und Ascorbinsäure machen das Gewürz
so wertvoll, eine Majoran-Salbe sei nicht
nur bei Hautproblemen wirksam, sondern
auch bei Rheuma, Muskel- und Gelenksbe-
schwerden oder Verstauchungen. Schwarz-
tee, Hefe, Honig und Topfen wiederum sol-