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GESUNDHEITSMAGAZIN

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GÜRTELROSE

Prävention

überwiegend ohne Komplikationen ab. Wer

einmal Gürtelrose hatte, bekommt sie im

Normalfall nicht nochmals. Allerdings: Ist

das Immunsystem sehr geschwächt, kann es

immer wieder zu Ausbrüchen kommen. Ge-

nerell steigt mit dem Alter auch die Gefahr

von Komplikationen: Bis zu einem Drittel

aller Patienten leidet mehr als vier Wochen

nach Abklingen des Ausschlags noch immer

unter teils schweren Nervenschmerzen, bei

den über 70-Jährigen sind es sogar drei Vier-

tel. Geusau: „Eine solche Post-Zoster-Neur-

algie ist die häufigste Komplikation. Sie kann

Monate dauern, im schlimmsten Fall sogar

chronisch werden. Die Therapiemöglichkei-

ten sind sehr limitiert“, sagt Geusau. Auch

andere Komplikationen können vorkommen,

etwa Narben oder eine bakterielle Infektion,

die mit Antibiotika behandelt werden muss.

Neben den Rückenmarksnerven kann das

Varizella-Virus auch den Trigeminusnerv be-

fallen. Er versorgt das Gesicht, sodass auch

dort Ausschläge und sogar Lähmungen mög-

lich sind.

NEUER IMPFSTOFF.

Die gute Nachricht:

Auch gegen die Gürtelrose gibt es seit dem

Vorjahr einen neuenTotimpfstoff. Dieser wird

etwa in Deutschland gut angenommen. „So

gut, dass manmomentanmit Lieferengpässen

kämpft, die aber bis Jahresende behoben sein

sollten“, berichtet Mutz. Laut dem deutschen

Robert-Koch-Institut verringert der Impf-

stoff das Erkrankungsrisiko um etwa 90 Pro-

zent. ImLaufe ihres Lebens erkranken 33 von

100 Menschen an einer Gürtelrose, von den

geimpften nur drei von hundert.

Der Österreichische Impfplan empfiehlt den

neuen Totimpfstoff allen Menschen ab dem

vollendeten 50. Lebensjahr, besonders ge-

fährdeten, also Personen mit Erkrankungen,

die das Immunsystem beeinträchtigen oder

eine immunsuppressive Therapie notwendig

machen, auch schon früher. Geimpft wird

zweimal im Abstand von mindestens zwei,

maximal sechs Monaten.

Wie jede Impfung kann es auch hier Impfre-

aktionen geben. Mutz: „Das sind erwartbare

Reaktionen des Immunsystems, die bei

einem so hochwirksamen Impfstoff mitunter

etwas häufiger auftreten. So wurden bei

einem von zehn Geimpften an der Injek-

tionsstelle Rötungen, Schwellungen oder

Schmerzen beobachtet, auch Fieber oder

Kopfweh kamen vor. Diese Symptome klin-

gen aber nach ein bis zwei Tagen ab und ste-

hen in keiner Relation zu Schmerzen und

Risiken bei einer Gürtelrose.

Wer sich in Österreich gegen Gürtelrose

impfen lassen will, kann den Totimpfstoff in

der Apotheke anfordern. Das kostet derzeit

einige Hundert Euro. „In Österreich erkran-

ken jährlich 30.000 bis 40.000 Menschen.

Der neue Impfstoff kann eine Gürtelrose in

neun von zehn Fällen verhindern“, betont

Mutz. Und zwar mindestens zehn Jahre lang,

wie Experten schätzen. Genaueres werden

Langzeitstudien zeigen. „Neben der stärke-

ren und längeren Schutzwirkung hat der

neue Totimpfstoff aber noch einen anderen

Riesenvorteil im Vergleich zur Vorgänger-

impfung: Er eignet sich auch für Patienten,

deren Immunsystem krankheitsbedingt oder

durch eine Suppressionstherapie geschwächt

ist“, erklärt Mutz. Das heißt, auch nach

Transplantationen, bei einer Krebstherapie

oder bei Autoimmunerkrankungen kann

man sich nun effektiv gegen eine Gürtelrose

wappnen. Auch bei Patienten mit der chroni-

schen Form ist der Impfstoff laut Geusau

sinnvoll. „Die letzten Symptome müssen

aber mindestens zwei Monate zuvor abge-

klungen sein“, erklärt die Expertin.

Die Vorteile der Impfung vor Augen, zeigt

sich Dermatologin Geusau insgesamt opti-

mistisch: „Interessant wird die Entwicklung

in den nächsten Jahrzehnten. Sowohl die

Impfung gegen die Windpocken als auch die

gegen Herpes zoster werden langfristig dazu

führen, dass weniger Menschen an Gürtelro-

se erkranken.“

Wer einmal Gürtelro-

se hatte, bekommt sie

imNormalfall nicht

nochmals. Es sei denn,

das Immunsystem ist

sehr geschwächt.

seelischer Belastungen können zur Reakti-

vierung der Varizella-Viren führen. Denn bei

Stress mobilisiert der Körper sämtliche

Energiereserven, allerdings auf Kosten der

sogenannten spezifischen Immunabwehr.

Sie konzentriert sich im Normalfall auf die

Verteidigung gegen ganz bestimmte Krank-

heitserreger, wie das Varizella-Virus, kann

diese unter Stress aber eben nicht mehr kon-

trollieren.

SCHMERZHAFTER AUSSCHLAG.

Namens-

gebendes Symptom der Gürtelrose ist ein

Ausschlag. Wenn die sogenannten sensiblen

Nerven von Varizella-Viren betroffen sind,

tritt Herpes zoster als schmerzhafter Aus-

schlag auf genau jenen Hautarealen auf, die

von diesen Nerven versorgt werden. In etwa

50 Prozent der Fälle ist der Rumpf betroffen,

wobei die entsprechenden Nervenbahnen

gürtelförmig von derWirbelsäule zumBrust-

korb verlaufen. „Schmerzen können aber

auch im Gesicht, an Beinen, Füßen, Armen,

Händen und am Gesäß auftreten“, erklärt

Alexandra Geusau, Oberärztin an der Uni-

versitätsklinik für Dermatologie in Wien.

Typischerweise erscheinen die Symptome

nur auf einer Körperhälfte. Die Haut ist an

diesen Stellen entzündlich gerötet und zeigt

Bläschen, die verkrusten und sich nach zwei

bis drei Wochen ablösen.

Manchmal tritt auch Juckreiz auf. Schon ein

paar Tage vor dem Ausschlag spüren viele

Betroffene Schmerzen, die allerdings schwer

zuordenbar sind und so nicht selten den Ver-

dacht auf andere Ursachen lenken, von

Kreuzschmerzen bis hin zu Zahnwurzelent-

zündungen, räumt die Dermatologin ein.

Auch Abgeschlagenheit, Fieber oder Kopf-

schmerzen kommen vor. „Spätestens wenn

sich Bläschen bilden, sollte man zum Arzt

gehen, denn die medikamentöse Behandlung

schlägt umso besser an, je früher man damit

beginnt“, rät Geusau. Die Therapie fußt auf

drei Säulen. Zum einen wird die Vermehrung

der Virenmittels Virostatika eingedämmt. In

der Akutphase –meist sieben bis zehn Tage –

können zusätzlich Schmerzmittel verordnet

werden. Gele und Lotionen fördern schließ-

lich das Abheilen der Bläschen. Im Schnitt

dauert die Erkrankung vierWochen und heilt