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GESUNDHEITSMAGAZIN
Noch viele weiße Flecken
bei der Nachsorge
Die Psychoonkologie unterstützt Patienten, aber auch deren Angehörige,
besser mit der Diagnose Krebs und deren Folgen umgehen zu können. Die
Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich. Vor allem in der Nachsorge
sind viele Betroffene auf sich allein gestellt.
URSULA RISCHANEK
K
rebs – eine Diagnose, die das Leben
der Betroffenen von einer Sekunde
auf die andere komplett auf den
opf stellt. „Sie geraten in einen Ausnahme-
zustand“, weiß Andrea Adrian, Psychoonko-
login im Wiener Wilhelminenspital. Der
Druck sei enorm, kommen doch zur Sorge
um die eigene Gesundheit jene um die Fami-
lie und angesichts monatelanger Kranken-
stände oft noch um den Arbeitsplatz hinzu.
„Die größte Herausforderung für die Patien-
ten ist, sich mit der Erkrankung und den da-
Die Sorge, was die
Kontrolluntersuchung
bringt, bleibt auch nach
einer überstandenen
Krebserkrankung.
Foto: Getty Images
PSYCHOLOGISCHE BETREUUNG
Onkologie
mit verbundenen Gefühlen auseinanderzu-
setzen.
Und natürlich die Hoffnung
aufrechtzuerhalten“, sagt Adrian, die die Pa-
tienten im Krankenhaus auf deren Wunsch
oder auf Anraten des Behandlungsteams von
der Diagnose bis zumAbschluss der Behand-
lungen begleitet. Wut und Angst seien dabei
die heftigsten und häufigsten Gefühle. Wut,
dass gerade man selbst von der Erkrankung
betroffen ist. Die Angst wiederum hat viele
Gesichter. „Es geht umdie Angst vor Schmer-
zen, vor der Behandlung, vor Nebenwirkun-
gen und davor, wie die Krankheit ausgeht“,
sagt Karin Isak, Psychologische Leitung des
Beratungszentrums der Österreichischen
Krebshilfe Wien. Und natürlich, vor allem
im palliativen Stadium – wenn die Behand-
lung nicht mehr auf Heilung, sondern nur
mehr auf die Linderung der Symptome ab-
zielt – immer wieder um die Angst vor dem
Tod. „Oft geht es in den Gesprächen aber
auch darum, wie das Umfeld auf die Erkran-
kung reagiert“, berichtet Adrian. Vermeint-
lich gut gemeinte Ratschläge und zu viel