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GESUNDHEITSMAGAZIN
Therapie
EKZEME
Ein Allergietest kann helfen,
dem Auslöser für Ekzeme
auf die Spur zu kommen.
Von Fettcremes bis Biologika
Etwa die Hälfte der Ekzeme entsteht im beruflichen Umfeld, die Zahl der Betroffenen
stagniert. Erster Ansprechpartner ist der Hausarzt.
CLAUDIA DABRINGER
E
s juckt auf der Haut, man kratzt und
macht damit nur alles schlimmer:
Man kann kaum mehr schlafen, ge-
schweige denn unter Menschen gehen, wenn
Ekzeme offensichtlich werden. Und gemäß
einer Kohortenstudie des britischen Ärzte-
blattes vomMai 2018 erkrankenErwachsene
mit schweren Ekzeme häufiger an Herz-
Kreislauf-Erkrankungen.Mit Hautkrankhei-
ten ist insofern nicht zu spaßen.
Ekzeme sind die häufigste Hautkrankheit,
„die Zahl der erkrankten Menschen ist seit
den 1970er-Jahren angestiegen. Allerdings
stellen wir fest, dass sie in letzter Zeit stag-
niert“, sagt Andreas Steiner, Leiter der der-
matologischen Abteilung am Krankenhaus
Hietzing. Jeder dritte Erwachsene entwickle
Ekzeme aufgrund von Allergien, erläutert
Steiner. Der Auslöser findet sich häufig im
beruflichen Umfeld, 50 Prozent der Haut-
krankheiten werden hier „gezüchtet“, vor al-
lem imBaugewerbe, bei Friseuren und in der
Gastronomie.
Bei Ekzemen, auch Dermatitis oder Juck-
flechte genannt, unterscheidet man zwischen
zwei Ausprägungen. Exogene Ekzeme wer-
den auch Kontaktekzeme genannt, weil sie
von außen hervorgerufen werden. Sie kön-
nen entweder als allergische Reaktion auf ein
Kontaktallergen (die häufigsten sind Metal-
le, Duft- und Konservierungsstoffe) oder
aber als Irritation auf eine toxische oder rei-
zende Substanz auftreten. Eine einmal ent-
standene Kontaktallergie bleibt meist le-
benslang bestehen. Kontaktekzeme, deren
Ursache keine Allergie ist, werden durch
Chemikalien wie beispielsweise Putzmittel
hervorgerufen.
ALLERGIEN ALS AUSLÖSER.
Endogene
Ekzeme beruhen auf einer erblichen Veran-
lagung und betreffen rund zehn Prozent der
Bevölkerung. Das häufigste endogene Ekzem
ist das atopische Ekzem, die Neurodermitis.
Dabei handelt es sich um eine häufig chro-
nisch verlaufende Formdes Ekzems. Typisch
ist das gleichzeitige Auftreten von Allergien
gegen Nahrungsmittel, Hausstaub, Pflanzen-
pollen und Haustiere.
„Allergien nehmen nicht nur gefühlt zu, son-
dern es gibt auch genaue Erhebungen. Be-
rücksichtigen muss man, dass es zahlreiche
verschiedene Arten von Allergien gibt. So
unterscheidet man unter anderem Atem-
wegs-, Haut-, und Nahrungsmittelallergien“,
erläutert Matthias Schmuth, Direktor der
Universitätsklinik für Dermatologie, Venero-
logie und Allergologie in Innsbruck. Früher
habe es geheißen, dass es in Ost- und Süd-
europaweniger Allergien gebe. „Hier gleichen
sich die Zahlen an, Allergien nehmen in ganz
Europa und auch weltweit zu. Aber natürlich
sind die Arten der Allergien schon allein durch
Pflanzen und Pollen in den verschiedenen
Ländern und Regionen unterschiedlich vor-
kommend.“
Der Verlauf eines Ekzems ist meist in drei Sta-
dien zu beobachten. Zuerst tritt nach dem
Kontakt mit einem Allergen akut eine über-
wärmte, stark juckende Rötung auf, die scharf
begrenzt ist. Reagiert die Haut mild, heilt sie
meist mit einer Abschuppung der obersten
Hautschicht. Tut sie das nicht, kommt es im
zweiten Stadium zur Bläschenbildung in der
Größe eines Stecknadelkopfes. DieHaut juckt
und brennt, und kratzt man die Bläschen auf,
nässt die Haut. Danach verkrustet die betrof-
fene Hautpartie und der Juckreiz lässt nach.
Kommt es allerdings häufig zum Kontakt mit
einer entzündungsauslösenden Substanz,
kann die Reaktion chronisch werden.
FRÜHE BEHANDLUNG ERFOLGREICHER.
Spürt man erste Anzeichen, sollte man die
Ursache frühestmöglich abklären. „Prinzi-
piell ist der Hausarzt erster Ansprechpart-
ner. Natürlich ist auch der Weg zur fachärzt-
lichen Hilfe möglich. Ekzeme bedeuten eine
deutliche Lebenseinschränkung und zwar in
allen Altersklassen“, sagt Schmuth. „Die Be-
handlungsmöglichkeiten sind am Anfang
einfach größer“, ergänzt Steiner. Dazu zäh-
len äußerliche Anwendungen wie rückfetten-
de Cremen und UV-Bestrahlungen. Immer
mehr rücken auch sogenannte Biologika in
den Fokus: „Sie blockieren die Botenstoffe
aus Immunzellen, die bei Neurodermitis die
Entzündung und Schwächung der Haut för-
dern. Dadurch verringern sie den Stress“, er-
klärt Steiner. Verabreicht werden sie in Form
von Spritzen, die sich Betroffene mit einer
vorgefüllten Fertigspritze selbst unter die
Haut spritzen können. Nach einer einmali-
gen Anfangsdosis von zwei Spritzen ist alle
zwei Wochen eine Injektion erforderlich.
Foto: Getty Images