40
GESUNDHEITSMAGAZIN
AKNE
Therapie
Schwangerschaft vorliegt. „Auch während
einer Retinoid-Therapie dürfen die Patien-
tinnen nicht schwanger werden“, betont
Jahn-Bassler.
WENN NÖTIG, TABLETTEN.
„Oft fragen
junge Akne-Patienten nach Tabletten, weil
sie im Internet gelesen haben, dass das
schneller wirkt als Einschmieren“, erzählt
Jahn-Bassler. „Medikamente zum Einneh-
men sollten aber wohlüberlegt sein und in
erster Linie dieWirkung von Gelen und Cre-
men unterstützen.“ Antibiotika gegen Akne
sind für maximal drei Monate zugelassen,
auch um Resistenzen zu vermeiden. Orale
Retinoide kommen bei schwerer Akne infra-
ge, aber nicht vor dem 13. Lebensjahr. Sie
sind über mindestens sechs Monate einzu-
nehmen, zur Behandlung von Hautverfär-
bungen auch deutlich länger. Anfangs ver-
schlechtert sich das Hautbild meist. Bei sehr
sportlichen Burschen undMännern kann das
Medikament Muskelschmerzen hervorru-
fen. Kortison mindert bei einer Retinoid-
Therapie die anfängliche Verschlimmerung,
wird sonst aber nicht eingesetzt.
HILFE BEI SPÄTAKNE.
Eine besondere Form
ist die Spätakne. Von ihr spricht man, wenn
eine mittlere bis schwere Akne nach dem
25. Lebensjahr erstmals auftritt. Bei Frauen
ist Spätakne ein häufiges Phänomen: „In
Europa sind etwa 40 bis 54 Prozent der Frau-
en zwischen 25 und 40 Jahren betroffen.
Dann gehen die Zahlen zurück und steigen in
den Wechseljahren wieder an“, erklärt die
Wiener Dermatologin Tamara Kopp. Schuld
ist wiederum der Überschuss an männlichen
Hormonen nach dem Absetzen der Pille, in
oder nach der Schwangerschaft, im Wechsel,
aber auch bei vielen adipösen Frauen. Leiden
hingegen erwachsene Männer unter Akne,
handelt es sich meist um Symptome, die seit
der Pubertät andauern.
Spätakne stellt die Geduld und seelische Be-
lastbarkeit der Betroffenen auf die Probe. In
denWechseljahren haben viele Frauen zusätz-
lichmit der ungünstigenKombination von tro-
ckenerHaut undAkne zukämpfen. Kopp: „Das
macht es so knifflig, die richtige Pflege zu fin-
den. Die stark austrocknenden Jugendproduk-
te sind nicht zu empfehlen. Auch bei Medika-
menten sind Cremen besser als fettfreie Gele.
Idealerweise sollte man auch die Pflege mit
demHautarzt abstimmen.“
Wirkstoffe und Therapieplan sind weitge-
hend gleich wie bei der Jugendakne: Tablet-
ten kommen infrage, wenn Medikamente
zum Auftragen nicht helfen. Eine Antibioti-
ka-Kur dauert mindestens sechs Wochen,
Retinoide sind deutlich länger einzunehmen.
Cremen unterstützen die Abheilung und hel-
fen, den erzielten Erfolg zu wahren.
Für Schwangere sind Retinoide und be-
stimmte Antibiotika weder als Creme noch
als Tabletten zugelassen, es gibt aber wirksa-
me und sichere Medikamente zum Auftra-
gen. Eine gute Ergänzung sind auch Licht-
therapien und ausgewählte medizinische
Peelings, was ambesten geeignet ist, weiß der
Hautarzt.
Auch bestimmte Antibabypillen oder Hor-
monersatzpräparate helfen Frauen gegen
Spätakne, weil sie den Überschuss an männ-
lichenHormonen ausgleichen. Aus medizini-
scher Sicht ist allerdings Vorsicht ange-
bracht, warnt Kopp: „Hormongaben kommen
nur infrage, wenn man sowieso verhüten
oder gravierende Wechselbeschwerden lin-
dern möchte und die Haut gleich mitbehan-
delt wird. Zur alleinigen Aknetherapie sind
diese Medikamente nicht geeignet, weil sie
unter anderem das Risiko für Thrombosen,
Schlaganfälle oder Brustkrebs erhöhen.“
Akne-Auslöser
Akne wird imWesentlichen hormonell
ausgelöst. Dennoch kann man ihre Entstehung
und Ausprägung beeinflussen:
•
Kohlenhydratreiche Nahrungsmittel
wie
Schokolade oder Weißbrot erhöhen den
Blutzuckerspiegel, das regt die Talgproduktion
an und verstärkt Akne-Symptome: Was
Aknegeplagte immer schon ahnten, wird
zunehmend auch wissenschaftlich untermauert.
•
Sonne und Solarium
können zu dauerhaften
braunen Flecken führen, denen nur mit
langwierigen und teuren Laserbehandlungen
beizukommen ist. Daher unbedingt fettfreies
Sonnengel mit hohem Lichtschutzfaktor
verwenden.
•
Stress
erhöht die Produktion von Talg und
entzündungsfördernden Stoffe und kann so
Akne-Beschwerden verschlimmern.
Nikotin und Alkohol sind zwar ungesund, ein
Zusammenhang mit Akne ist bislang aber nicht
bewiesen.
Gesundheits-
TIPP
Foto: Getty Images
Konsequente, an den
Hauttyp angepasste
Spezialpflege hält
leichte Akne in Schach.