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GESUNDHEITSMAGAZIN

Nachsatz: „Allerdings muss medizinisch ab-

geklärt werden, ob die Ursachen nicht ganz

woanders liegen.“

FALTEN WEGCREMEN.

Und dann gibt es

noch einigeVorstellungen, zu denen dieHaut-

ärztinnen „Jein“ sagen. Dazu gehört Feuchtig-

keitscremen gegen Falten. „Das hängt von

vielen Faktoren ab, vom Alter, vom Hauttyp,

von der genetisch bedingten Beschaffenheit

der Haut. Bei wirklich tiefen Falten, seien sie

alters- oder hautbedingt, nützen Cremen

nichts, da muss mit Kollagen von innen nach-

geholfen werden“, erläutert Beck. „Eine

Feuchtigkeitscreme aufzutragen, schadet

nicht, nicht nur dann, wenn dieHaut älter und

trockener wird. Allerdings sollte man das im-

mer abends machen, denn die Haut wird in

der Nacht aktiv und die Inhaltsstoffe haben

eine größereWirkung“, rät Franz.

TROCKENE HAUT

. Was für die Haare gilt,

trifft auch auf die Haut zu: Die falschen Rat-

schläge sind Legion. Etwa die Vorstellung,

Prävention

LETZTE FRAGEN

An den Haaren herbeigezogen?

Weisheiten, Geschichten und mehr oder weniger gute Ratschläge ranken sich

um die Pflege und die richtige Behandlung von Haut und Haar. Die meisten von

ihnen gehören in das Reich der Mythen, einige wenige stimmen aber durchaus –

und werden auch von Dermatologen empfohlen.

WOLFGANG MARTIN

I

n das Reich derMythen – undwohl bis zu

einem gewissen Grad von der Kosmetik-

industrie lanciert – gehört in jedem Fall

die Aussage, dassmanHaarspliss gesund pfle-

gen kann. „Das Haar kann man mit einem

Baum vergleichen. Ist die Keratinschicht, so-

zusagen die Rinde, verletzt, hilft letztlich nur

schneiden – und zwar mit einer professionel-

len, am besten vorgewärmten Schere von

einemFriseur. Denn ist derHaarspliss einmal

da, wird er immer schlimmer und kann sogar

das ganze Haar erfassen“, erklärt die

Dermatologin Verena Beck. Auch für

Gurkenmasken habenDermatologen

nur ein müdes Lächeln übrig: „Man

sollte sie besser essen“, schmunzelt

Beck. „Das ist bestenfalls ein Ent-

spannungsfaktor, was grundsätzlich

gut für die Haut ist“, ergänzt die

Hautärztin Barbara Franz.

WACHSEN DURCH SCHNEIDEN?

Auch der weit verbreitete Glaube,

dass blonde Haare langsamer wach-

sen, ist falsch. „Das Haarwachstum ist

genetisch bedingt. Blonde Haare sind

allerdings feiner und dünner, was den

Eindruck entstehen lassen kann, dass

sie langsamer wachsen“, erklärt

Franz. Das Gleiche gilt für die Idee, dass Haa-

re schneller wachsen, wenn man regelmäßig

die Spitzen schneidet. „Wie schon erwähnt ist

Haarwachstum genetisch bedingt und lässt

sich durch das Schneiden der Spitzen nicht

beeinflussen. Letztlich ist es der optische Ein-

druck, der das vermuten lässt.“ erklärt Franz.

Analoges gilt für Bart oder Körperhaare.

SCHADET STRESS DEN HAAREN?

Was al-

lerdings stimmt, ist, dass Stress zuHaarausfall

führen kann. „Stress kann sehr viel verursa-

chen. Kortison und Adrenalin werden ver-

mehrt ausgeschüttet, was auch Auswirkungen

auf die Haare haben kann. Es kommt zu einer

Entzündung der Haarwurzeln, die letztlich

zumHaarausfall führen kann“ erläutert Beck.

dass man trockene Haut bekommt, wenn

man zu wenig trinkt. „Zwischen trockener

Haut und dem Trinkverhalten gibt es keinen

direkten Zusammenhang“, sagt Franz. Und

Beck meint: „Trinkt man zu wenig, ist das

grundsätzlich schlecht, aber Trinken allein

reicht nicht aus, um die Haut positiv zu be-

einflussen.“ Oder die Aussage, dass häufiges

Duschen die Haut austrocknet. Franz:

„Duscht man zu lang und zu heiß, dann viel-

leicht“, und Verena Beck: „Und verwendet

man die falschen Mittel. Wasser al-

lein, nicht zu heiß, nicht zu lang, kann

das nicht bewirken.“

HAUT UND HAAR SCHÖN ESSEN.

Worin sich die Ärztinnen einig sind,

ist, dass fettreiche, einseitige Ernäh-

rung Haare und Haut negativ beein-

flusst. „Darm, Gehirn und Haut ha-

ben eine neuronale Verbindung, das

heißt, alles, was den Darm betrifft,

hat direkte Auswirkungen auf die

Haut“, erläutert Franz. Ein Mangel

an bestimmten Vitaminen oder Spu-

renelementen, wie er oft mit einer

einseitigen Ernährung Hand inHand

geht, wirkt sich auch auf die Haare

aus. „Es gilt für Haare und Haut –

eine ausgewogene Ernährung und der weit-

gehende Verzicht auf Konservierungsmittel

sind für den gesamten Organismus besser.

Wobei es genetisch programmiert ist, wie

und wie sehr sich das auswirkt“, weiß Beck.

HAARE WACHSEN NACH DEM TOD?

Und

dann gibt es noch die Mär, dass Haare und

Fingernägel nach dem Tod sichtbar weiter-

wachsen. Zwar stimmt es, dass Bindegewebs-

zellen nach demHirntod noch einige Stunden

weiterarbeiten können, angesichts eines

Haarwachstums von 0,3mm pro Tag ist der

Effekt aber praktisch nicht feststellbar. Der

Eindruck entsteht möglicherweise durch Ver-

änderungen an Haut und Weichteilen rund

umHaare und Nägel.

Foto: Getty Images

Was Haut und Haare betrifft, sind Irrglaube und

Halbwahrheiten weit verbreitet.