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GESUNDHEITSMAGAZIN
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Intro
Onkologie
MedAustron: Bestrahlung mit Kohlenstoff-Ionen
Während klassische Strahlentherapie mit Gammastrahlung, also
energiereicher Röntgenstrahlung, erfolgt, werden amMedAustron in
Wiener Neustadt seit zweieinhalb Jahren auch Ionentherapien in Form
von Bestrahlung mit Protonen durchgeführt. Seit diesem Herbst ist
nun auch eine Strahlentherapie mit Kohlenstoffionen amMedAustron
verfügbar. Aufgrund des Verhaltens der Teilchen im Gewebe kann die
Strahlendosis bei Ionentherapien in Längsrichtung besser fokussiert
und damit die Belastung von gesundem Gewebe stärker verringert
werden als bei konventioneller Strahlentherapie. Die Kohlenstoff-Be-
strahlung steigert im Vergleich zu den Protonen noch einmal die
biologische Wirksamkeit. MedAustron ist eines von weltweit nur sechs
Zentren, das diese Behandlung für schwer therapierbare Tumore
anbietet. Zu Beginn liegt der Fokus der Kohlenstoffionen-Behandlung
auf Tumoren im HNO-Bereich und an der Schädelbasis. Das Spektrum
wird laufend erweitert. Zudem soll an MedAustron die Forschung zur
Ionentherapie mit Kohlenstoff vorangetrieben werden.
Gold in neuen Krebstherapien
Trotz neuer Behandlungsansätze wie der Immuntherapie hat die klassische
Chemotherapie in der Krebsbehandlung noch ihren Stellenwert. Und auch
hier gibt es Fortschritte. Ein neuer, an der australischen RIMT University
entwickelter Wirkstoff auf Goldbasis ist laut vorklinischer Untersuchungen
effizienter und hat weniger Nebenwirkungen als herkömmliche Chemo-
therapeutika. Im Labor verlangsamte der goldbasierte Wirkstoff das
Wachstum von Prostata-, Brust-, Gebärmutter-, Haut- und Darmkrebszel-
len um 47 Prozent, das bekannte Cisplatin nur um 37 Prozent.
Bereits erfolgreich amMenschen eingesetzt wurden Nanopartikel aus Gold
und Silizium bei Prostatakrebs. Die Wirkungsweise hier: Die Nanopartikel
wandeln nahes Infrarot in Wärme um und zerstören so bei Bestrahlung
den Tumor. Ein Test an 16 Männern ergab eine Effektivität von 87Prozent.
TCM legt Spur zu möglichem
Melanom-Medikament
An der MedUni Graz wurde ein neuer
Wirkstoff gegenMelanome gefunden und
anMäusen erfolgreich getestet. Es handelt
sich dabei um einen für bessereWirksam-
keit modifizierten Bestandteil der Lotwurz.
Inspiriert wurde die Suche, in der 253
Extrakte aus 76 Pflanzen getestet wurden,
durch die Traditionelle ChinesischeMedizin.
Implantat als Falle für Krebszellen
Forscher an der Universität Michigan haben ein tabletten-
großes Implantat entwickelt, das – interessanterweise mit
bestimmten Immunzellen – ein Milieu entwickelt, in dem
sich Krebszellen bevorzugt ansiedeln. Ein solches, an
Mäusen bereits getestetes Implantat kann helfen, Krebs und
die Bildung von Metastasen frühzeitig zu erkennen, und
zudem aufwendige, risikobehaftete Biopsien unnötig
machen. Gedacht ist die „Krebszellen-Falle“ zur Diagnose
und Verlaufskontrolle. ImMäusemodell hat sie aber auch
die Metastasenbildung zumindest verringert.
KI-Algorithmus optimiert Brustkrebs-Nachsorge
Das Wachstum von Brustkrebs wird häufig durch Östrogen angeregt. In
diesen Fällen ist es üblich, nach der Operation eine Hormontherapie
durchzuführen. Diese senkt das Rückfallrisiko, kann für Patientinnen aber
belastend sein. Nach den ersten fünf Jahren wird sie nach Abwägung von
Nutzen und Risiko um weitere fünf Jahre verlängert. Britische Forscher
haben einen Algorithmus namens CTS5 entwickelt, der jene Patientinnen
identifiziert, bei denen ein deutlich geringeres Risiko des erneuten
Auftretens von Brustkrebs besteht. CTS5 konnte durch Analyse der Daten
von 2428 Patientinnen vor und nach der Menopause jene 700 herausfin-
den, bei denen eine verlängerte Hormontherapie aufgrund geringen
Risikos nicht angezeigt ist. Der Test ist frei verfügbar und benötigt nur
Daten, die im Rahmen der Behandlung ohnehin erhoben werden.
Fotos: MedUni Graz/Nadine Kretschmer, MedAustron/Franz Baldauf