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GESUNDHEITSMAGAZIN

VERBRENNUNGEN

Therapie

lich, weil die Haut die Körperwärme und den

Flüssigkeitshaushalt reguliert. Auch das Im-

munsystem ist gefährdet“, erläutert Radtke.

Die Haut sei wie ein Schutzmantel, fällt die-

ser weg, kann sie lebenswichtige Funktionen

wie beispielsweise den Kreislauf nicht mehr

regulieren. Eintretende Keime können zu

Blutvergiftungen führen.

Für besonders schlimme Brandwunden gibt

es inWien und in Linz sogenannte Verbren-

nungszentren. Auf Intensivstationen wer-

den hier schwerverletzte Verbrennungsop-

fer behandelt. „Wenn man die Rettung ruft,

sollte man gleich dazusagen, dass es sich um

eine Verbrennung handelt, dann können die

Einsatzkräfte sich vorbereiten und im Vor-

hinein darüber nachdenken, in welches

Krankenhaus sie den Patienten bringen“,

rät Radtke.

„Generell behandeln wir alle Verletzungen

der Hautoberfläche“, erklärt Moser Veith.

Insgesamt bezieht sich der Begriff Verbren-

nungen nicht nur auf die Kontaktverbren-

nung und das Verbrennen an einer offenen

Flamme. Verbrühungen, Verätzungen, Ver-

laugungen, Stromverbrennungen und Er-

frierungen werden von Verbrennungsspe-

zialisten

behandelt.

Klassische

Dermatologen hingegen sind nicht auf die

Behandlung spezialisiert.

REKONSTRUKTIVE THERAPIE.

Während

Verbrennungen ersten und (leichten) zwei-

ten Grades in der Regel aus der Unterhaut

heraus ohne bleibende Schäden abheilen,

heilen schwerere Verbrennungen nur mehr

vom Rand her. Hier muss operiert werden.

Bei der rekonstruktiven Chirurgie verwen-

den die Ärzte gesunde Hautteile von anderen

Körperstellen und transplantieren sie auf die

Verletzungsstelle, um die Körperfunktionen

und Körperformen wiederherzustellen.

Bei großflächigen Verbrennungen stoßen die

Ärzte an ihre Grenzen. Es kann nur so viel

Haut transplantiert werden, wie an gesunder

Haut noch übrig ist. Bei weitläufigen Ver-

brennungen wird die transplantierte Haut

auch in Gitternetze geschnitten. So deckt sie

größere Flächen ab und dieWunde kann zwi-

schen den Strängen heilen. Außerdem

forscht die Medizin an biologischen Haut-

ersatzmaterialien. Insgesamt können nicht

zu große Flächen auf einmal transplantiert

werden. Man geht daher schrittweise vor –

und über einen längeren Zeitraum.

Die Behandlungsmöglichkeiten haben Gren-

zen, erklärt Moser: „Daumen mal Pi kann

man diese Formel aufstellen: Übersteigt das

Lebensalter plus die verbrannte Körperober-

fläche 110, hat der Patient schlechte Karten“,

sagt er. Die Überlebenschancen hängen zu-

dem von der Verbrennungstiefe, der Ver-

brennungsausdehnung und dem Alter ab.

Hinzu kommen Atemwegs- und Begleitver-

letzungen.

MEDICAL NEEDLING.

Nach schweren Ver-

brennungen bleiben tiefe Narben. Sogenann-

tes Medical Needling kann die alte Haut-

struktur zwar nicht wiederherstellen, aber

die Narben abschwächen. Bei dieser Metho-

de wird eine Rolle mit zahlreichen kleinen

Nadeln über die Haut gerollt. Durch die vie-

len oberflächlichen Stichwunden in der Le-

derhaut wird die Neubildung des Bindegewe-

bes angeregt. Die Methode wird auch in der

Beautybranche eingesetzt, um das Hautbild

zu verjüngen.

Um ein solches Prozedere von vornherein zu

vermeiden, pochen beide Experten auf Prä-

vention. Im Arbeitsumfeld sollen strenge

Kontrollen für Sicherheit sorgen. Auch im

Haushalt ist Vorsicht geboten: Gegen die

Kontaktverbrennung am Herd helfen

Schutzgitter aber auch das Umstellen auf In-

duktionsplatten.

Was tun bei Verbrennungen?

Leichte Verbrennungen (weniger als zehn

Prozent der Haut) können zuhause behandelt

werden. Neben der Sofortmaßnahme Kühlung

mit Wasser sind kühlende Salben aus der

Apotheke hilfreich. Von Hausmitteln wie Mehl

wird abgeraten.

Bildet die Haut Blasen oder löst sich, ist

ärztliche Hilfe gefragt. Bei kleineren Hautpar-

tien zum Hausarzt, sind größere oder sensible

Bereiche betroffen, dann ins Krankenhaus.

Bei großflächigen oder schwereren Verbren-

nungen sofort die Rettung rufen, und schon

beim Notruf darauf hinweisen, dass es sich um

eine Verbrennung handelt.

Wichtig ist die Prävention.

Vorsicht beim Umgang mit kochenden

Flüssigkeiten (auch auf Dampf achten!), oder

mit leicht entzündlichen Flüssigkeiten (z. B.

beim Grillen). Insbesondere für Kleinkinder

sind Herd und Kochtöpfe Gefahrenquellen.

Hier helfen Schutzgitter und eventuell Umstieg

auf Induktionsherd.

Gesundheits-

TIPP

Foto: Getty Images

Größere oder schwere

Verbrennungen

gehören im Kranken-

haus behandelt.