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GESUNDHEITSMAGAZIN
Partner zurück“, weiß die Leiterin der Selbst-
hilfeorganisation. Partnerschaften enden je-
doch nicht wegen der Schuppenflechte, son-
dern weil sich die Psyche der Erkrankten
verändert, die häufig gar nicht die Schuppen-
flechte als Grund für ihren Rückzug nennen.
Dazu komme, dass der Alltag aufwendiger
werde: „Man verliert unglaublich viele
Schuppen und muss deutlich öfter staubsau-
gen, die Wäsche und Bettwäsche waschen“,
sagt Schranz. Während sich die Haut bei ge-
sunden Menschen nur alle 24 Stunden
schuppe, sei das bei Schuppenflechte alle
acht Stunden der Fall. Schmerzen, eine ein-
geschränkte Leistungsfähigkeit und zeitauf-
wendige Therapien sind weitere Belastun-
gen. „Dann kommt noch die Angst um den
Arbeitsplatz – weil man vielleicht öfter im
Krankenstand ist, oder den angestammten
Job gar nicht mehr ausüben kann“, sagt
Schranz. Kein Wunder, dass Studien zufolge
jeder vierte Patient an Depressionen leidet.
BESCHWERDEFREIHEIT.
Das Ziel der The-
rapie ist daher eine langfristige Besserung.
„Derzeit schaffen wir bereits eine 90-prozen-
tige Besserung, aber wir wollen 100 Prozent.
Und irgendwann vielleicht einmal eine Hei-
lung“, sagen die Experten. Mit 100 Prozent
Besserung wäre die Erkrankung zwar nicht
geheilt, aber die Patienten wären beschwer-
defrei. Dass die Erfolgsrate so hoch ist, liegt
(JAK)-Inhibitor erwiesen, der bestimmte
Botenstoffe interzellulär unterdrückt. „Wir
wissen, dass er bei Arthritis gut wirkt. Da
wird er in den USA und Europa bereits ein-
gesetzt“, sagt Bauer. Eine Zulassung als The-
rapeutikum gegen Psoriasis gebe es in Euro-
pa jedoch noch nicht. Die Nebenwirkungen
des JAK-Inhibitors seien jedoch größer: Vor
allem die Infektionshäufigkeit erhöht sich.
Bei leichten Formen haben sich lokal aufge-
tragene, feuchtigkeitsspendende Hautpfle-
gemittel, Steroide und Vitamin DAnaloga als
gut wirksam erwiesen. Auch Behandlungen
mit UV-Licht, teilweise kombiniert mit Me-
dikamenten, können helfen. Systemische
Therapien, also Tabletten oder Injektionen,
werden dann bei ausgedehnter Psoriasis ein-
gesetzt oder wenn der Patient auf vorange-
gangene Therapien nicht angesprochen hat.
Sie verlangsamen die Geschwindigkeit der
Hautzellteilung oder unterdrücken das Im-
munsystem“, beschreibt Gruber.
RASCHE, STARKE THERAPIE.
Der Schwe-
regrad der Erkrankung, der für die Wahl der
Therapie entscheidend ist, wird in erster Li-
nie über den Hautbefund, die Fläche des Be-
falls, den Grad der Entzündung und die Stär-
ke der Schuppenbildung festgestellt. Auch
die Sichtbarkeit der befallenen Körperstel-
len, zumBeispiel imGesichtsbereich oder an
den Händen, spielt eine Rolle, ebenso das
individuelle Ausmaß der Belastung auf das
körperliche und seelische Wohlbefinden.
Schließlich wird über den PASI (Psoriasis
Area and Severity Index) die Ausprägung der
Schuppenflechte bestimmt.
Auch Gruber bricht eine Lanze für eine mög-
lichst frühzeitige Diagnose. „Eine rasche und
starke Therapie ist sinnvoll. Je mehr Vorthe-
rapien man bereits hinter sich hat, desto we-
niger wirken die Medikamente“, sagt Gruber
und legt Betroffenen noch etwas ans Herz:
Eine Änderung des Lebensstils. Vor allem zu
viel Alkohol und Tabak sollten Psoriasis-Er-
krankte meiden. Auch in Zusammenhang mit
dem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Er-
krankungen, rät die Expertin.
Bei leichteren Fällen helfen
lokale Hautpflege mit
Feuchtigkeitscremes, Steroide
und Vitamin D Analoga.
Foto: Getty Images
SCHUPPENFLECHTE
Forschung
„Derzeit schaffen wir
eine 90-prozentige
Besserung, aber wir
wollen 100 Prozent.“
BARBARA GRUBER
an neuen Therapieformen, wie den Biologi-
ka, die sich in den letzten Jahren etabliert
haben. Die biotechnologisch hergestellten
Arzneistoffe blockieren die Wirkung be-
stimmter Zellen des Immunsystems, die eine
Rolle bei der Entstehung der Schuppenflech-
te spielen, sehr wirksam. Sie kommen vor
allem bei mittelschwerer bis schwerer Pso-
riasis zum Einsatz, Nebenwirkungen gibt es
wenige. „Gelegentlich kommt es zu Pilzin-
fektionen, die aber gut behandelbar sind“,
sagt Bauer. Sollten Infektionen auftreten,
müsste die Behandlung mit Biologika abge-
setzt werden. Eine weitere Nebenwirkung sei
ein leichtes Brennen bei der Einstichstelle,
da die Biologika als Injektion verabreicht
werden. Zumindest noch derzeit. „Es laufen
Forschungen, um sie auch als Tabletten auf
den Markt zu bringen“, berichtet Bauer. Da-
neben läuft die Suche nach neuen Arzneistof-
fen auf Hochtouren. Als vielversprechend
haben sich etwa der so genannte Januskinase