Sucht man nach den Stichworten „Hypo Alpe Adria“ und „Gutachten“, spuckt Google innerhalb von 0,41 Sekunden fast 39.000 Ergebnisse aus. Die
zahlreichen Expertisen, die die Regierung in den Jahren nach der Rettung einholt, haben alle ein Ziel: Das Hypo-Drama möglichst günstig für den Steuerzahler zu beenden.
Das Ergebnis ist fragwürdig.
Im Februar 2010 nimmt die Geschichte im indischen Mumbai ihren Lauf. Finanzminister Josef Pröll gibt auf einer Reise die Gründung
der „CSI Hypo“ bekannt. Hundert Experten sollen „jeden Beleg zweimal umdrehen“. Die Nachforschungen locken auch zwielichtige Gestalten an, zum Beispiel einen bosnischen
Häftling, der seine Dienste als „Hypo-Spion“ anbietet – für entsprechende Entlohnung, versteht sich.
Die neue Führung, Hypo-Chef Gottwald Kranebitter und Aufsichtsratspräsident Johannes Ditz, drängt, die stockenden Ermittlungen zu beenden.
Bevor das im Jahr 2012 tatsächlich passiert, steht an der Spitze des Finanzministeriums eine Frau: Maria Fekter (ÖVP) übernimmt nach Prölls Rücktritt im Frühjahr
2011 das Ruder. Ihr präsentiert Kranebitter die Geschichte der deutschen Hypo Real Estate (HRE): Im Herbst 2008 geriet die Bank in Schieflage und wurde verstaatlicht.
Nicht einmal zwei Jahre später wurde die Abwicklungsgesellschaft gegründet. Doch bei Fekter findet Kranebitters Vorschlag wenig Anklang. Sie befürchtet eine Erhöhung
der Staatsschulden. Anstatt zu handeln holt sie neue Gutachten ein und pumpt Steuergelder in die Hypo. Bis Ende 2013 werden es 4,8 Milliarden.
Hinzu kommt Zores mit dem Kurzzeit-Eigentümern. „I want my money back“, poltert Bayerns Finanzminister Markus Söder. Zwischen Bayern und Österreich
wird eifrig hin- und hergeklagt. Einigung ist nach wie vor keine in Sicht.
Ungemach droht auch aus Brüssel. EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia verliert die Geduld und will das Kapitel Hypo noch 2013 mit einem
Verkauf der Südosteuropa-Töchter und der Zerschlagung der Bank schließen. Um Zeit zu gewinnen gründet Österreich – erraten – eine Taskforce, die einen
Restrukturierungsplan ausarbeiten soll. Die Republik erhält eine Gnadenfrist. Chef der Taskforce wird Ex-Notenbanker Klaus Liebscher, der neue Aufsichtsratspräsident
der Krisenbank. Seinem Vorgänger Ditz reichte es im Sommer 2013, genauso wie Hypo-Chef Kranebitter. Bis mit Alexander Picker ein neuer Mann für den undankbaren Job an
der Spitze gefunden wird, vergehen Monate.
Und zuvor wird sowieso erst einmal gewählt. Die Nationalratswahl am 29. September endet mit einer hauchdünnen Mehrheit für rot-schwarz. Fekter
tritt ab, neuer Finanzminister wird ÖVP-Chef Michael Spindelegger. In seiner Schublade landet ein Gutachten des Managementberaters Oliver Wyman. Der brisante Inhalt:
Eine Insolvenz wäre für die Steuerzahler die günstigste Option. Doch politisch ist eine Insolvenz nicht opportun. Also werden weitere Berater engagiert. Irgendwann wird schon
"das Richtige" herauskommen ...